#STOLPERSTEINE2020

Jedes Jahr gestaltet die Stolpersteingruppe Guntersblum mit den Jugendlichen des aktuellen Konfirmand*innen-Jahrgangs ein Projekt zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde und zum Jüdischen Friedhof des Dorfes. Jedes Jahr im November erinnern wir aus Anlass der Pogromnacht an die Opfer des Nationalsozialismus. In diesem Jahr ist wegen Corona alles anders. Aus diesem Grund starten wir das Projekt #STOLPERSTEINE2020.

Jüdinnen und Juden aus aller Welt erzählen in sehr persönlichen Clips, welche Bedeutung der Ort Guntersblum für sie hat, und welche Rolle die Geschichte ihrer aus Guntersblum vertriebenen, geflohenen und ermordeten Vorfahren in ihrer Familie spielt. Ausgehend davon machen sich die Guntersblumer Jugendlichen im Rahmen von #STOLPERSTEINE2020 auf den Weg: auf den Spuren der jüdischen Geschichte und Gegenwart, in den Straßen ihres Dorfes.

Die Ergebnisse werden im Laufe des Monats November auf dieser Seite und auf Instagram unter #stolpersteine2020 veröffentlicht.

Übersicht der bisher veröffentlichen Beiträge


Every year the Stolpersteingruppe Guntersblum rises a project with the young people of the village to inform about the Jewish community and the village's Jewish cemetery.  Every year in November we remember the victims of Nacism on the occasion of the so called  „Reichskristallnacht“.  This year everything is different because of Corona.  For this reason we start the project STOLPERSTEINE2020.

Jews from all over the world tell in their very own way what significance Guntersblum has for them and how important the stories about their ancestors are, who were expelled, murdered or could flee Guntersblum during the „Third Reich“. Based on this, the young people from Guntersblum set out on their way as part of STOLPERSTEINE2020: following the pathway of Jewish history and life.

The results will be published during the month of November on this page and on Instagram #stolpersteine2020

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9. November 2020


 

in deutscher Sprache

 

in English

 

Heute vor 82 Jahren brannten in ganz Deutschland die Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden zerstört. Vor allem in den Städten, aber auch auf dem Land wurden Jüdinnen und Juden während der „Reichskristallnacht“ von den Nationalsozialisten bedroht. Guntersblum ist hier ein Beispiel von vielen. Was hier passierte, passierte auch anderswo in vielen Dörfern. Doch die Geschehnisse in Guntersblum (die mit einem Tag Verzögerung, also am 10. November 1938 stattfanden) sind besonders gut dokumentiert: Es existieren Fotos, Berichte von Augenzeugen und schriftliche Anzeigen, die von zwei Opfern danach erstattet wurden.

Ein Opfer des „Schandmarschs“, der jüdische Dorfbewohner Ludwig Liebmann, der nach dem Pogrom nach Amerika fliehen konnte, beschrieb das Verbrechen 1946 in einem Bericht für die Polizei. 1947 wurden gegen sieben Guntersblumer Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen. Zwei Verfahren wurden eingestellt; der Hauptangeklagte wurde zu 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt, drei weitere Angeklagte erhielten Strafen von 12, 8 und 6 Monaten Gefängnis; ein Angeklagter wurde freigesprochen. Aufgrund der Anrechnung der jeweiligen Untersuchungshaft, lfd. Revisionen, sowie des Amnestiegesetzes vom 31.12.1949, wurden die Strafen nicht oder nur zum Teil verbüßt und mit Auflagen bis zum 15.09.1952 zur Bewährung ausgesetzt. Gegen einige weitere Täter wurde aus unterschiedlichen Gründen nie ein Verfahren eingeleitet.

Mit dem Schlosshof, von dem im Bericht die Rede ist, ist der heutige Rathausplatz gemeint; der Platz vor dem Leininger Schloss, in dem sich damals und heute der Sitz der Ortsgemeinde befindet.

Bericht von Ludwig Liebmann (gekürzt) aus:
Dieter Michaelis: Die Jüdische Gemeinde Guntersblum, wvb, Berlin 2014, S. 117f.
Gesprochen von Elmar Bartel (Herzlichen Dank für die Genehmigung zur Verwendung)

Fotos:  Rathaus: Frank Frey, Albrecht Langenbach: Guntersblum,"So war’s einmal", Geiger-Verlag, Horb, 1992, S. 10.; Schandmarsch: Landesarchiv Speyer


Today 82 years ago the synagogues burned down all over Germany. Jewish stores were destroyed. Especially in the cities, but also in the countryside, Jews were threatened by the National Socialists during the "Reichskristallnacht". Guntersblum is one example of many. What happened here happened elsewhere in many villages. But the events in Guntersblum (which took place with a one-day delay, i.e., on November 10, 1938) are particularly well documented: There are photos, eyewitness reports and written reports that were made by two victims afterwards.

A victim of the "Schandmarsch", the Jewish Guntersblumer Ludwig Liebmann, who was able to flee to America after the pogrom, described the crime in a report for the police in 1946. In 1947, arrest warrants were issued for seven Guntersblumer for crimes against humanity. Two proceedings were dropped; the main defendant was sentenced to 2 years and 6 months in prison, three other defendants received sentences of 12, 8 and 6 months in prison; one defendant was acquitted. Because of the crediting of the respective remand in custody, ongoing appeals, and the amnesty law of 31 December 1949, the sentences were not served or were served only in part, and were suspended on probation with conditions until 15 September 1952. Proceedings were never initiated against several other offenders for various reasons.

The courtyard of the castle, which is mentioned in the report, refers to today's town hall square; the square in front of the Leiningen castle, where the seat of the local community is located then and now.

Report by Ludwig Liebmann (shortened):
Dieter Michaelis: The Jewish Community Guntersblum, wvb, Berlin 2014, p. 117f.
Spoken by Elmar Bartel (Many thanks for permission to use)

Photos: City Hall: Frank Frey, Albrecht Langenbach: Guntersblum, "So war’s einmal", Geiger-Verlag, Horb, 1992, p. 10; Schandmarsch: Landesarchiv Speyer


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